Das Arbeitsschutzmanagement nach ISO 45001 soll Unfälle und Krankheiten im Betrieb vorbeugen und damit Fehlzeiten sowie daraus resultierende Kosten für das Unternehmen minimieren. Im Juni 2018 wurde die DIN ISO 45001:2018 veröffentlicht. Diese unterstützt Ihr Unternehmen beim Aufbau eines effizienten Arbeitschutzmanagementsystems (Managementsystem für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz – SGA). Zudem erleichtert Sie die Einhaltung der rechtlichen Verpflichtungen in diesem Bereich.
Die ISO 45001 löst dabei die OHSAS 18001 ab, die zuvor die Lücke geschlossen hat, die die International Organization for Standardization beim Arbeitsschutz gelassen hatte. Damit gibt es nun auch für Arbeitsschutzmanagementsysteme eine ISO-Norm, die vergleichbar mit den Standards für Qualitäts-, Umwelt- oder Energiemanagementsysteme ist. Auf dieser Seite betrachten wir die Arbeitsschutzmanagementnorm und schauen uns deren Forderungen, die Hintergründe sowie die zentralen Prinzipien an.
Welche Vorteile bietet die ISO 45001?
Ein SGA Managementsystem nach ISO 45001 bietet Ihrem Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen und Chancen. Zum einen erlangen Sie durch die Umsetzung der geltenden rechtlichen Vorschriften eine höhere Rechtssicherheit. Zudem wird der Gesundheits- und Arbeitsschutz in die Prozesse Ihres Unternehmens integriert. Damit ist er fest mit der Arbeit verbunden und läuft nicht mehr neben dieser. Des weiteren können Sie die Motivation und Leistungsbereitschaft Ihrer Mitarbeiter steigern. Dies erlangen Sie durch die aktive Einbindung dieser in den Arbeits- und Gesundheitsschutz. Ebenso hilft Ihnen ein erfolgreiches Arbeitsschutzmanagement System dabei Kosten einzusparen. Denn durch die Vorbeugung von Unfällen und arbeitsbedingten Krankheiten reduzieren Sie Fehlzeiten und damit verbundene Kosten. Außerdem stellt die Zertifizierung nach der Arbeitsschutznorm einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Betrieben dar, welche diese nicht vorweisen können.
Ihre Ausbildungen im Arbeitsschutzmanagement ISO 45001
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Wozu brauchen wir ein Arbeitsschutzmanagementsystem?
Im Jahr 2017 hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO, von engl. International Labour Organization, eine UN-Sonderorganisation) ermittelt, dass weltweit jährlich 2,78 Millionen Menschen in Folge von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen sterben − das sind 7.700 Menschen pro Tag. Die Kosten für diese und die nicht tödlichen Unfälle und Erkrankungen sind astronomisch, sie entsprechen fast 4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland starben 2016 557 Menschen in Folge von Arbeitsunfällen und 2.576 Menschen in Folge von Berufskrankheiten. Insgesamt gab es knapp eine Million meldepflichtiger Arbeitsunfälle (also solche mit vier oder mehr Tagen Arbeitsunfähigkeit). Die direkten Kosten für die gesetzliche Unfallversicherung betrugen fast 15 Mrd. Euro. Nach einer Faustregel sind die Gesamtkosten (Produktivitätsausfall, Sachschäden etc. mit betrachtet) etwa 10 Mal so hoch und betrugen somit rund 150 Mrd. Euro.
Aber nicht nur die moralischen und wirtschaftlichen Kosten von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen sprechen für ein Arbeitsschutzmanagementsystem, sondern auch das Eigeninteresse Ihres Unternehmens. Denn für Arbeitssicherheit und Gesundheit seiner Mitarbeiter ist der Arbeitgeber – und das heißt alle Führungskräfte mit Personalverantwortung – auch juristisch verantwortlich. Zudem kann die Umsetzung der „best practice“ im Arbeitsschutz, wie sie die Einführung eines Arbeitsschutzmanagementsystems darstellt, auch vor dem Vorwurf eines Organisationsverschuldens schützen. Ebenso ist ein zertifiziertes SGA Managementsystem in vielen Branchen heute ein gutes bis unverzichtbares Argument für den Aufbau neuer und die Erhaltung alter Geschäftsbeziehungen, also eine Markterfordernis.
Was unterscheidet die DIN ISO 45001 vom klassischen Arbeitsschutz?

Die International Organization for Standardization regelt nicht den betrieblichen Arbeitsschutz – das machen die rechtlichen Vorschriften: europäische Verordnungen, deutsche Gesetze und Rechtsverordnungen sowie Unfallverhütungsvorschriften. Die Norm ergänzt diese Vorschriften um die Bereitstellung eines Rahmens, der bei der systematischen Umsetzung des Managements helfen soll.
Entscheidend ist dabei der PDCA- Zyklus (wer andere Managementsystemnormen kennt, kennt ihn bereits von dort). PDCA steht dabei für Planen – Durchführen – Prüfen – Handeln (engl. plan – do – check – act), und steht für einen iterativen Prozess. Zu diesem gehören Planung (Risiken und Chancen ermitteln, Ziele und Prozesse zur Minimierung von Risiken und Nutzung von Chancen festlegen), Durchführung der geplanten Maßnahmen, Prüfung der Umsetzung von Vorgaben und der Zielerreichung und Ergreifen notwendiger Maßnahmen (Handeln), um geplante Ergebnisse zu erreichen. Dieser PDCA-Zyklus basiert auf strategischen Vorgaben, die wiederum das Umfeld der Organisationen berücksichtigen müssen. Zu den erwähnten Punkten stellt die Norm in den Abschnitten 4–10 Forderungen. Die Gliederung in 10 Abschnitte (HLS) ist bei allen neuen Managementsystemnormen gleich, was eine integrierte Umsetzung im Betrieb erleichtern soll.
Was ist ein SGA Managementsystem?
SGA Managementsystem (Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz) ist der in der Norm verwendete Begriff. In Anmerkung 2 zur Begriffsdefinition 3.11 ist aber klargestellt, dass der Begriff Arbeitsschutz die gleiche Bedeutung hat wie SGA, so dass man normkonform auch von einem Arbeitsschutzmanagementsystem sprechen kann. Ohnehin steht nirgendwo in der Norm, dass die Verwendung der Begriffe aus der Norm im Betrieb zu den Arbeitsschutzanforderungen gehört.
Ein SGA Managementsystem nach DIN ISO 45001 besteht aus den (zusammenhängenden oder sich gegenseitig beeinflussenden) Elementen, die zur Bereitstellung sicherer und gesunder Arbeitsplätze und zur Prävention von Verletzungen und Erkrankungen Anwendung finden. Grenzen und Anwendungsbereich werden von der Organisation festgelegt. Konformität mit der Norm kann nur beansprucht werden, wenn innerhalb des Anwendungsbereiches alle Arbeitsschutznorm Anforderungen erfüllt werden.
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Nachweis der Konformität
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Einhaltung der Normanforderungen nachzuweisen:
- Selbstbewertung und Selbsterklärung,
- Bestätigung durch interessierte Parteien (z.B. Kunden),
- Zertifizierung durch eine externe Organisation.
Für eine glaubwürdige Zertifizierung sollten Sie eine akkreditierte Zertifizierungsstelle auswählen, diese sind u.a. auf der Webseite der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) zu finden.
Die wichtigsten Anforderungen an Arbeitsschutzmanagementsysteme
Die Anforderungen der Arbeitsschutznorm finden sich – wie bereits erwähnt – in den Abschnitten 4-10. Diese erläutern wir Ihnen im Folgenden. Die Abschnitte 6-10 konkretisieren dabei den PDCA-Zyklus.
4 Kontext der Organisation
Die Einführung eines Arbeitsschutzmanagementsystems nach ISO 45001 sollte eine strategische Entscheidung sein, denn die Einführung und die spätere Aufrechterhaltung sowie die geforderte ständige Verbesserung kosten Zeit und andere Ressourcen. Um die strategische Einbindung sicherzustellen, fordert die Norm in den Abschnitten 4.1 und 4.2, dass das Umfeld, in dem sich die Organisation bewegt, zu betrachten ist und sowohl Faktoren, die sich auf die Fähigkeit des Systems auswirken können als auch beabsichtigte Ergebnisse und relevante Anforderungen sowie Erwartungen von Beschäftigten und anderen interessierten Parteien bestimmt werden müssen. Diese sind, neben den betrieblichen Tätigkeiten, bei der Festlegung des Anwendungsbereichs zu berücksichtigen (und fließen in die Ermittlung von Risiken und Chancen ein, siehe Abschnitt 6).
5 Führung und Beteiligung der Beschäftigten
Die oberste Leitung der Organisation hat die Rechenschaftspflicht für die Wirksamkeit des Arbeitsschutzmanagementsystems (also für die Bereitstellung sicherer und gesunder Arbeitsplätze und die Prävention von Verletzungen und Erkrankungen) und muss die fortlaufende Verbesserung sicherstellen sowie eine Kultur fördern, die dies unterstützt. Die Führungskräfte müssen in ihrem Verantwortungsbereich eine Führungsrolle übernehmen. Formell werden die Absichten und Ausrichtung in einer SGA Politik ausgedrückt, die dokumentiert und innerhalb der Organisation bekannt gemacht werden muss. Sie müssen zudem Verantwortlichkeiten und Befugnisse für das Arbeitsschutzmanagement festlegen, dokumentieren und kommunizieren werden. Die Konsultation und Beteiligung von Beschäftigten wird als zentraler Erfolgsfaktor gesehen.
6 Planung
Zu planen sind Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen sowie Maßnahmen zum Erreichen der Ziele. Risiken und Chancen können sich aus den bei der Betrachtung des Kontextes ermittelten Faktoren, den Erwartungen und Erfordernissen interessierter Parteien ergeben sowie aus den betrieblichen Gefährdungen (Gefährdungsbeurteilung) und aus rechtlichen und anderen von der Organisation eingegangenen Anforderungen (die bestimmt und bei der Umsetzung des Arbeitsschutzmanagementsystems berücksichtigt werden müssen). Ggf. müssen Sie Maßnahmen zum Umgang mit den Risiken und zur Nutzung von Chancen planen. Weiter sind Ziele zur Verbesserung des Managementsystems und der SGA Leistung festzulegen und die Zielerreichung zu planen.
7 Unterstützung
Neben der Durchführung der geplanten Maßnahmen stellt die Norm für Arbeitsschutzsysteme weitere Anforderungen an die Durchführung. Sie müssen unter anderem erforderliche Ressourcen bereitstellen sowie erforderliche Kompetenzen ermitteln. Diese müssen wiederum erworben und dokumentiert werden. Des Weiteren müssen Sie das SGA Bewusstsein der Beschäftigten fördern und die notwendige Kommunikation sicherstellen. Ebenso müssen notwendige Dokumente erstellt und gelenkt werden.

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8 Betrieb
Zentraler Punkt ist die Planung und Steuerung der arbeitsschutzrelevanten Prozesse zur Verringerung von Risiken; dieser muss unter anderem Änderungsmanagement und Regelungen zur Beschaffung (mit besonderen Anforderungen an die Steuerung von ausgegliederten Prozessen) einschließen.
9 Bewertung der Leistung
Es muss festgelegt werden, was zur Analyse und Bewertung der Leistung überwacht und gemessen werden muss und wie und wann die Ergebnisse analysiert und bewertet werden sollen. Auch die Einhaltung rechtlicher und anderer Anforderungen muss in festgelegten Abständen bewertet werden. Weiter müssen regelmäßig (in einem Auditprogramm zu planende) interne Audits sowie eine Managementbewertung durchgeführt werden.
10 Verbesserung
Sie müssen Vorfälle und erkannte Mängel untersuchen und ggf. korrigieren (abstellen). Dann ist zu prüfen, ob vergleichbare Vorfälle und Mängel aufgetreten sind oder auftreten könnten und ob eine Korrekturmaßnahme (Maßnahmen zur Beseitigung der Ursache des Vorfalls oder das Mangels) notwendig ist. Ist dies der Fall, muss diese umgesetzt und ihre Wirksamkeit bewertet werden. Auch das Fördern einer SGA Kultur ist ein verpflichtender Beitrag zur fortlaufenden Verbesserung.
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