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Revision OHSAS 18001 – welche Änderungen bringt die ISO 45001?

Überblick über die Änderungen und Neuerungen der ISO 45001:2018 – Wie bereits im Qualitätsmanagement mit der ISO 9001 oder im Umweltmanagement mit der ISO 14001 steht nun auch im Arbeitsschutz die nächste große Revision an. Die bisher häufig genutzte OHSAS 18001 wird nun durch ihre Nachfolgerin, der ISO 45001, abgelöst. Der Weg zur Revision OHSAS 18001 war jedoch ein langer; aber, was lange währt, wird endlich gut.

Nachdem der erste Entwurf für eine ISO 45001 im Jahr 2016 noch keine ausreichende Zustimmung durch die nationalen Mitglieder der ISO erhalten hat, hat ein zweiter Entwurf dieses geschafft, und so konnte über den Schlussentwurf (FDIS) vom November 2017 (nicht in deutscher Sprache veröffentlicht) am 12.3.2018 die fertige Norm veröffentlicht werden. Dabei kommen auf Unternehmen, die bereits ein Managementsystem nach OHSAS 18001 implementiert haben, zahlreiche Neuerungen zu, die bei der Umstellung zu beachten sind. Aber auch für Firmen, welche ein Arbeitsschutzmanagementsystem neu aufbauen möchten, ist es wichtig zu wissen, welche Anforderungen die ISO 45001 stellt.  Auf dieser Seite möchten wir Ihnen daher einen ersten Überblick über die Revision geben und zeigen, welche wesentlichen Neuerungen und Änderungen die neue Norm mit sich bringt.


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Welche Struktur hat die neue ISO 45001? – Die HLS der neuen ISO 45001

Wie die neu gefassten ISO 9001 und ISO 14001 folgt auch die ISO 45001 der High-Level-Structure (HLS). Dieses ist die neue gemeinsame Struktur, die zukünftig alle neuen ISO-Normen für Managementsysteme haben müssen (so geregelt in den für Autoren verbindlichen ISO/IEC-Directives, Appendix 2 des Annex SL). Diese HLS – und damit auch die ISO 45001:2018 – besteht aus zehn Abschnitten:

1. Anwendungsbereich
2. Normative Verweisungen
3. Begriffe
4. Kontext der Organisation
5. Führung
6. Planung
7. Unterstützung
8. Betrieb
9. Bewertung der Leistung
10. Verbesserung

Die gemeinsame Struktur soll insbesondere die Integration des Arbeitsschutzmanagements in andere Managementsysteme erleichtern.
Für Unternehmen, die von der OHSAS 18001 auf die ISO 45001 umsteigen, bedeutet dies jedoch, dass sie mit einer neuen Normstruktur zurechtkommen müssen. Zudem übernimmt die ISO 45001 die gemeinsamen Begriffe und Definitionen sowie die identischen Textbausteine, die im Appendix 2 des Annex SL der ISO/IEC-Directives festgelegt wurden. So werden etwa Dokumente und Aufzeichnungen zu „dokumentierter Information“. Der Unterschied findet sich aber im Verb wieder: „dokumentierte Information aufrechterhalten“ entspricht der alten (Vorgabe-)Dokumentation, „dokumentierte Information aufbewahren“ den alten Aufzeichnungen).


Der Weg von der OHSAS 18001 zur ISO 45001

Arbeitsschutzmanagementsysteme gibt es seit langem. Der britische Standard BS 8800 beispielsweise erschien bereits 1996. In Deutschland erschien 1998 das bayerische Occupational Health- and Risk-Managementsystem (OHRIS). Aber die ISO entschied sich 1996 gegen die Einführung einer Norm für Arbeitsschutzmanagementsysteme, auch Deutschland war skeptisch. 1999 wurde in einem Eckpunktepapier des Arbeitsministeriums, der Arbeitsbehörden und der Träger der Unfallversicherung zur Entwicklung von Arbeitsschutzmanagementsystemen gesagt, dass diese freiwillig sein müssen und eine Zertifizierung durch Dritte nicht erwünscht sei.

Dies konnte ihre Entwicklung jedoch nicht aufhalten: 1999 veröffentlichte eine von Zertifizierungsstellen initiierte OHSAS Projektgruppe die OHSAS 18001. Eine zweite Fassung erschien 2007 und wurde zu einem britischen Standard (die aktuelle Fassung heißt daher BS OHSAS 18001:2007). Im selben Jahr entschied sich die ISO erneut gegen eine Arbeitsschutzmanagementnorm. Aber 2011 hatten bereits 127 Länder (meist auf OHSAS basierende) Vorgaben für Arbeitsschutzmanagementsysteme eingeführt, der Bedarf war unübersehbar; 2013 beschloss dann die ISO die Entwicklung der ISO 45001 als internationale Norm für Managementsysteme im Arbeitsschutz. Der weitere Weg ist oben in der Einleitung dargestellt.


Welche Unterschiede gibt es zwischen der OHSAS 18001 und der ISO 45001?

Da die neue Arbeitsschutznorm durch die Revision der OHSAS 18001 und der Einführung der HLS einem komplett neuen strukturellen Aufbau folgt, erhalten Sie nun eine Gegenüberstellung der OHSAS 18001:2007 mit der ISO 45001:2018. So lernen Sie den Aufbau der neuen Arbeitsschutzmanagementnorm kennen und erfahren zudem, in welchen Abschnitten der neuen ISO 45001:2018 sich die OHSAS Anforderungen wiederfinden.

OHSAS 18001:2007ISO 45001:2018
4. Anforderungen an ein A&G-Managementsystem4. Kontext der Organisation
NEU 4.1 Verstehen der Organisation und ihres Kontextes
NEU 4.2 Verstehen der Erfordernisse und Erwartungen von Beschäftigten und anderen interessierten Parteien
4.1 Allgemeine Anforderungen4.3 Festlegen des Anwendungsbereichs des A&GS
4.4 A&GS-Managementsystem
5. Führung und Beteiligung der Beschäftigten
(4.4.1 Aufgaben und Verantwortlichkeiten der obersten Leitung)5.1 Führung und Verpflichtung
4.2 A&G-Politik5.2 A&GS-Politik
4.3 Planung6. Planung
NEU 6.1 Maßnahmen zum Umgang mit Risiken und Chancen
4.3.1 Gefährdungserkennung, …6.1.2 Identifizierung von Gefährdungen …
4.3.2 Rechtliche Verpflichtungen und andere Anforderungen6.1.3 Bestimmung gesetzlicher Vorschriften und sonstiger Anforderungen
6.1.4 Planung von Maßnahmen
4.3.3 Zielsetzungen und Programme6.2 A&GS-Ziele und Planung zu deren Erreichung
4.4 Verwirklichung und Betrieb7 Unterstützung, 8 Betrieb
4.4.1 Ressourcen, Aufgaben, Verantwortlichkeiten, …7.1 Ressourcen,
5.3 Rollen, Verantwortlichkeiten, …
4.4.2 Fähigkeiten, Schulung und Bewusstsein7.2 Kompetenz,
7.3 Bewusstsein
4.4.3 Kommunikation, Mitwirkung und Beratung7.4 Kommunikation,
5.4 Konsultation und Beteiligung …
4.4.4 Dokumentation
4.4.5 Lenkung von Dokumenten
7.5 Dokumentierte Information
4.4.6 Ablauflenkung8.1 Betriebliche Planung und Steuerung (erweitert um Änderungsmanagement, Ausgliedern, Auftragnehmer)
4.4.7 Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr8.2 Notfallplanung und Reaktion
4.5 Überprüfung9 Bewertung der Leistung
4.5.1 Leistungsmessung und Überwachung9.1 Überwachung, Messung, Analyse und Leistungsbewertung
4.5.2 Bewertung der Einhaltung von Rechtsvorschriften9.1.2 Bewertung der Einhaltung von Verpflichtungen
4.5.3 Vorfalluntersuchungen, Nichtkonformität, Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen10 Verbesserung
10.1 Allgemeines
10.2 Vorfall, Nichtkonformität und Korrekturmaßnahmen
4.5.4 Lenkung von Aufzeichnungen(siehe ISO 45001 7.5 Dokumentierte Information)
4.5.5 Internes Audit9.2 Internes Audit
4.6 Managementbewertung9.3 Managementbewertung
10.3 Fortlaufende Verbesserung

Die ISO 45001 stellt neue Anforderungen an das Arbeitsschutzmanagementsystem

Wie in allen neuen ISO-Normen soll auch im Arbeitsschutzmanagement sichergestellt werden, dass das Arbeitsschutzmanagementsystem unter Betrachtung des Umfeldes der zertifizierten Organisation strategisch eingebunden wird. Daher müssen (4.1) relevante interne und externe Themen ermittelt werden, die sich auf die Fähigkeit auswirken könnten, die beabsichtigten Ergebnisse des Managementsystems zu erreichen. Auch müssen (4.2) neben den Beschäftigten weitere für das Managementsystem relevante interne und externe interessierte Parteien bestimmt und deren Bedürfnisse und Erwartungen ermittelt werden.

Die ermittelten Themen, Bedürfnisse und Erwartungen müssen bei der Festlegung des Anwendungsbereiches berücksichtigt werden. Sie fließen zudem zentral (6.1) in die Ermittlung der Risiken und Chancen ein, die behandelt werden müssen, um sicherzustellen, dass das Managementsystem seine beabsichtigten Ergebnisse erreichen kann, um unerwünschte Auswirkungen zu verhindern oder zu verringern und um eine fortlaufende Verbesserung zu erreichen. In der OHSAS 18001 waren diese Anforderungen nicht enthalten.


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Wesentliche Änderungen der Revision ISO 45001 gegenüber der OHSAS 18001

In diesem Abschnitt wollen wir uns die wesentlichen Änderungen, die die ISO 45001:2018 gegenüber der OHSAS 18001 mit sich bringt, anschauen.

Änderungen im Abschnitt 5 – Führung und Beteiligung der Beschäftigten

In der Arbeitsschutzpolitik (5.2) muss eine Selbstverpflichtung zur Konsultation und Beteiligung der Beschäftigten enthalten sein (die freilich in Deutschland aufgrund der Mitbestimmungspflicht beim Arbeitsschutz ohnehin umgesetzt sein dürfte). Sie muss (5.1) mit der strategischen Ausrichtung der Organisation vereinbar sein. Das ist von der obersten Leitung sicherzustellen, deren Rolle nun verstärkt wird. So muss die oberste Leitung die Bedeutung eines wirksamen Arbeitsschutz Managementsystems vermitteln und die Führungsrolle der relevanten Führungskräfte deutlich machen.

Änderungen im Abschnitt 6 – Planung

Bei der Identifizierung von Gefährdungen sowie der Bewertung von Risiken und Chancen (6.1.2) sind Verfahrensweisen und Kriterien der Risikobewertung zu dokumentieren, es müssen jetzt auch (6.1.2.3) Chancen und andere Verbesserungsmöglichkeiten der Arbeitsschutzleistung bewertet werden. Über gesetzliche Vorschriften und sonstige Anforderungen sind dokumentierte Informationen aufzubewahren, das ohnehin in den meisten Unternehmen geführte Rechtskataster wird jetzt also verbindlich von der Norm gefordert.

Änderungen im Abschnitt 7 – Unterstützung

Detaillierter werden die Anforderungen an den Kommunikationsprozess. Auch eine aktive externe Kommunikation ist jetzt gefordert.

Änderungen im Abschnitt 8 – Betrieb

Bei der betrieblichen Planung und Steuerung (8.1, ex-Ablauflenkung) sind jetzt auch Änderungsmanagement (8.1.3) und ausgegliederte Prozesse und Funktionen zu berücksichtigen.

Änderungen im Abschnitt 9 – Bewertung der Leistung

Hier  ändert sich vor allem, dass die Ergebnisse von Überwachung und Messung systematisch analysiert und mit festgelegten Kriterien bewertet werden müssen. Es wird klargestellt, dass erkannte Probleme bei der Einhaltung rechtlicher und anderer Verpflichtungen auch abgestellt werden müssen. Die bei der Managementbewertung zu behandelnden Aspekte wurden erweitert.

Änderungen im Abschnitt 10 – Verbesserung

Nichtkonformitäten und Korrekturmaßnahmen werden im Abschnitt Verbesserung (10) behandelt. Neu ist die Anforderung, mögliche vergleichbare Nichtkonformitäten zu ermitteln und ggf. zu behandeln. Gefordert wird auch eine Förderung der Kultur des Arbeitsschutzes.


Was sind die Fristen zur Revision? – Dies sollten Sie bei der Umstellung auf die neue ISO 45001 wissen

Wer ein AMS neu einführt, kann dieses nach ISO 45001 zertifizieren lassen, sobald seine Zertifizierungsstelle für die neue Norm akkreditiert ist. Es ist damit zu rechnen, dass es bald akkreditierte Zertifizierungsstellen auf dem Markt gibt. Zertifizierungsstellen, die bereits für OHSAS 18001 akkreditiert werden, müssen ihre Akkreditierung spätestens bis zum 11.03.2020 umstellen, dürften dies in der Regel aber ebenfalls zeitnah machen. Wer bereits nach OHSAS 18001:2007 zertifiziert ist, muss sein Zertifikat bis spätestens 11.03.2021 umstellen – am 12.03.2021 verlieren Zertifikate nach OHSAS ihre Gültigkeit. Die Umstellung kann im Rahmen eines Rezertifizierungsaudits oder, falls die Zertifizierungsstelle nicht gewechselt wird, im Rahmen eines erweiterten Überwachungsaudits oder eines Sonderaudits erfolgen. Der zusätzliche Zeitaufwand beträgt mindestens einen Manntag, bei großen Unternehmen oder größeren Risiken auch mehr.


Dies sollten Sie im Zuge der Revision OHSAS 18001 nun tun

Wer ein neues AMS einführt, sollte dieses nach ISO 45001 zertifizieren lassen. Zwar ist eine Zertifizierung nach OHSAS noch bis zum 11.03.2020 möglich, aber die Zertifikate gelten nur bis zum 11.03.2021. So wird dann ein erweitertes Überwachungsaudit oder ein Sonderaudit zur Umstellung fällig. Wer bereits nach OHSAS zertifiziert ist, sollte eine Gap-Analyse durchführen (lassen). So ermitteln Sie den Handlungsbedarf zur Umstellung des Managementsystems auf die neue Arbeitsschutznorm. Auf dieser Grundlage können dann die notwendigen Maßnahmen geplant und implementiert werden. Und ihre Umsetzung und Wirksamkeit anschließend in einem internen Audit überprüft werden.

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